Kennst du das? Du stehst am Konzert ganz vorne und hörst trotzdem kaum etwas. Dafür ist es an der Gemeindeversammlung in der vordersten Reihe brachial laut. Solche Erlebnisse können professionelle Tontechniker vermeiden, indem sie Beschallungsanlagen sinnvoll planen. Ein kurzer Ausflug in die Systemtechnik.

Keine Sorge – dieses Tutorial ist kein Tontechnik-Seminar. Es soll Eventplanerinnen und Organisatoren von Veranstaltungen einfach ein paar wenige Grundlagen der Tontechnik vermitteln, damit sie verstehen, was wir mit der Planung von Beschallungsanlagen bezwecken. Denn ja, oftmals sind für eine optimale Beschallung viele Lautsprecher notwendig – und man könnte sich ja fragen, weshalb denn zwei ganz grosse Lautsprecher nicht völlig ausreichen?

Wir erklären es gleich. Aber beginnen wir mit grundsätzlichen Informationen: Es gibt grob gesagt zwei Probleme bei Beschallungen:

• Schall breitet sich zwar aus, aber verliert mit der Distanz an Energie. Heisst kurz und knapp: Direkt beim Lautsprecher ist es sehr laut, ein paar Meter weiter weg aber plötzlich nicht mehr.
• Lautsprecher strahlen nicht in alle Richtungen gleichmässig viel Schall ab. Heisst kurz und knapp: Manchmal braucht es mehrere und unterschiedlich grosse Lautsprecher, um eine grössere Fläche für alle im Publikum optimal beschallen zu können.
• Schall kann gewisse Hindernisse nicht überwinden. Dazu gehören dummerweise auch Menschen. Heisst kurz und knapp: Wenn ein grossgewachsener Herr direkt vor dem Lautsprecher steht, dann sieht das Kind hinter ihm nicht nur nix, es hört auch nicht mehr viel.

Im Folgenden gehen wir auf zwei häufige Problemstellung bei der Planung von Beschallungsanlagen ein, welche mit den oben beschriebenen grundsätzlichen Phänomenen zu tun haben.

Guten Klang gibt es nur mit guter Planung

Wenn man an einem grossen Open-Air-Konzert direkt vor der Bühne steht, dann ist man nah bei den Künstlerinnen und Künstlern – und oft ist es da auch ganz schön laut. So, wie es sein soll. Weiter hinten gibt es weniger Gedränge im Publikum – aber der Sound ist hoffentlich immer noch laut und klar. Das funktioniert, weil (mindestens) zwei verschiedene Beschallungssysteme installiert sind.

Zum einen hängen da imposante Lautsprecher-Türme links und rechts von der Bühne herunter. Diese Lautsprecher sind oft wie «Bananen» montiert – die oberen hängen ziemlich gerade und «werfen» ihren Sound weit nach hinten, die unteren (nach unten gebeugten) Lautsprecher strahlen in die Mitte des Publikumsbereichs.  Was aber hören die grössten Fans in den vordersten Reihen?

Beschallung im Nahbereich vor der Bühne: Kein «Loch» bitte

Richtig, von den grossen Lautsprecher-Türmen hören die kaum etwas. Denn im Normalfall strahlen Lautsprecher ihren Schall in einem 90-Grad-Winkel ab. Heisst: 45 Grad nach rechts und nach links vom Lautsprecher her gesehen gibt es Schall – ausserhalb dieses Winkels bleibt es (fast) still. Für das Publikum vor der Bühne bedeutet dies: Der Schall von den Lautsprechern links und rechts schafft es nicht in die Mitte.

Aus diesem Grund werden an Festivals sogenannte «Nearfill»-Lautsprecher installiert, im Normalfall direkt vor der Bühnenkante. Diese Lautsprecher auf Bühnenhöhe sind speziell für die vordersten Reihen gedacht und werden oft in relativ kurzen Abständen nebeneinander montiert. Natürlich sind die Lautsprecher untereinander und aufeinander abgestimmt – zum Beispiel müssen die Lautsprecher zum Teil verzögert angesteuert werden.

Diese sogenannten «Delay-Zeiten», aber auch die Pegel (je nachdem, wo die Lautsprecher montiert sind, muss man sie lauter oder leiser einstellen) werden von Systemtechnikern mit Messmikrofonen und Computer-Software präzis berechnet. Damit ergibt sich für das Publikum ein tolles Klang-Erlebnis – unabhängig davon, wo man steht.

Nahbereich-Beschallung braucht es auch bei kleineren Bühnen

Die Beschallung der vorderen Reihe(n) ist nicht nur bei Grossanlässen ein Thema für Tontechniker, sondern auch in Festzelten oder Turnhallen. Wenn man da einfach ein paar Lautsprecher an die Bühnenkante stellt, dann liegen diese oft zu tief… dröhnen der ersten Reihe ins Gesicht, werden dann aber durch die Köpfe des Publikums quasi «abgeklemmt». Denn auch dies ist ein Problem: Schall kann nicht einfach Hindernisse überwinden (das gelingt nur den Bassfrequenzen, welche aber z.B. für die Sprachverständlichkeit nicht relevant sind).

Was tun also? Eine Beschallung des Nahfelds ist auch bei niedrigen Bühnen problemlos möglich, wenn man dies von der Seite her löst. So kann man zum Beispiel auf den Basslautsprechern oder direkt unter dem Haupt-Beschallungssystem kleinere Lautsprecher montieren, welche dann eben – tiefer, aber über den Köpfen des Publikums – die ersten Reihen so beschallt, dass auch hier jedes Wort verstanden wird.

Weitsprung ohne Anlauf: Die Delay-Zeilen

Nun haben wir also das Problem der fehlenden Beschallung direkt vor der Bühne gelöst. Natürlich aber gibt es auch den – eher zu erwartenden – Effekt, dass man im vorderen Teil eines Lokals den Sound gut hört, mit grösserer Entfernung aber die Lautstärke immer mehr abnimmt. Das nervt, wenn man an einem grossen Open Air viel Geld für den Eintritt bezahlt hat und die Rockband auf der Bühne so leise klingt wie daheim am Radio… das nervt aber auch, wenn man im Festzelt steht, ganz hinten, und die 1. August-Rede seiner Lieblingspolitikerin kaum versteht.

Die naheliegende Lösung wäre natürlich, dass die Tontechniker einfach alles viel lauter aufdrehen. Nur: Das wird die vorderen Reihen im Publikum wenig begeistern… Die richtige Lösung für dieses Problem ist deshalb eine andere – und das gilt für kleine und grosse Veranstaltungen: Auch hier braucht es nicht einfach mehr Lautstärke, sondern mehr Lautsprecher. Diese müssen sinnvoll verteilt und richtig «eingemessen» sein.

Zusätzliche Lautsprecher – zum Beispiel im Festzelt alle paar Meter links und rechts vom Publikum montiert – nennt man «Delay»-Lautsprecher oder auch (weil es ja eben oft mindestens zwei sind) «Delay-Linien». Delay bedeutet «Verzögerung» – denn das Signal (z.B. die Ansprache am 1. August) wird mit Verzögerung auf diese Lautsprecher geschickt… so gibt es kein «Schall-Chaos», wenn sich die Signale aus den vorderen und hinteren Lautsprechern überlagern – was natürlich passiert in einem offenen Raum.

Geht nicht gibt’s nicht bei Beschallungen

Grundsätzlich kann man jedes schalltechnische Problem lösen (ja, es gab schon Konzerte in Tropfsteinhöhlen – das klingt natürlich nicht so prickelnd wie in einem perfekt ausgestatteten Konzertsaal, aber es geht). Auch wenn es mehrere Lautsprecher braucht, auch wenn die Veranstalterin oder der Organisator sehr viel Wert auf optische Ästhetik legt, auch wenn die Bühne sehr tief ist und keine passenden Hängepunkte vorhanden sind, um Lautsprecher weit oben zu montieren: Ja, auch in all diesen Fällen gibt es eine schlechte, eine bessere und eine gute Lösung.

MSL Eventtechnik GmbH ist stets bestrebt, die gute Lösung für Sie und Ihre Beschallungsaufgabe zu finden. Also fordern Sie uns ruhig heraus! Wir haben bestens ausgebildete und erfahrene Systemtechniker, welche auch komplexe Beschallungen mit viel Erfahrung und professionellen Hilfsmitteln realisieren. Das gilt sowohl für einzelne Events als auch für fix installierte Beschallungstechnik in Gastronomiebetrieben oder Veranstaltungslokalen.

Wenn es um Akustik, Systemplanung oder auch das «Tuning» von bestehenden Systemen geht, dann sind Sie bei uns an der richtigen Adresse. Wir freuen uns auf Ihre Beschallungsaufgabe!