So geht Soundcheck richtig: Ein Tontechnik-Tutorial für Musikerinnen und Musiker

So geht Soundcheck richtig: Ein Tontechnik-Tutorial für Musikerinnen und Musiker

Autor: Datum: 19th Mai 2023 Kategorie: Allgemein, Tutorial

Je schneller der Soundcheck vorbei ist, desto eher kannst du als Musikerin oder Musiker dich wieder um deine Musik oder die Fans oder das Nachtessen kümmern… immer wieder aber funktioniert die Kommunikation zwischen Technik und Bands nicht ideal. Deshalb haben wir dieses Tutorial verfasst.

Wir betreuen jede Woche Konzertveranstaltungen, in Clubs und auf Openair-Bühnen. Immer mal wieder gibt es Stress auf der Bühne: Weil Band oder Technik im Stau blockiert war und zu spät auf Platz kommt, weil ein Verstärker plötzlich den Geist aufgibt und man schnell einen Ersatz organisieren muss oder weil die Veranstalter schlicht und einfach viel zu wenig Zeit für Auf- oder Umbau einberechnet haben.

Solche Situationen können Musikerinnen und Techniker gemeinsam viel besser meistern, wenn sie effizient zusammenarbeiten. Dieses Tutorial soll also kein Pauschalvorwurf an alle Bands sein, sondern ist wirklich ein gutgemeinter Begleiter für noch bessere Gigs.

Die Vorbereitung: Wenn die Band auf die Bühne darf

Je effizienter der Soundcheck, desto schneller gibt’s wieder Pause und Erholung vor dem Gig. (Bild: Thomas Moor/dorfheftli.ch)
  • Klar: Damit der Soundcheck starten kann, müssen Instrumente und Backline (also Verstärker, Instrumentenkabel, Effektboards etc. etc.) auf der Bühne bereitstehen und funktionieren.  Deshalb gilt: Sobald die Bühne frei ist, alles aufstellen und einem kurzen Funktionstest unterziehen. Zwei Akkorde auf der Gitarre spielen oder einmal auf jede Trommel schlagen. Wenn nötig kann man jetzt gleich die Instrumente stimmen.
  • Das Wort «kurz» beim Funktionstest ist ernst gemeint. Für Techniker und Mitmusikerinnen ist die Kommunikation unglaublich anstrengend, wenn daneben ein Gitarrist noch sein Solo in voller Lautstärke übt. Die Bühne ist kein Proberaum, deshalb Ruhe bitte, wenn man nicht um Lärm gebeten wird.
  • Und noch ein Tipp: Die Verstärker auf «Konzertlautstärke» einstellen. Es bringt nix, wenn beim Soundcheck alles noch ganz leise ist und anschliessend dann um das Doppelte aufgedreht wird. Dann muss der Tontechniker nämlich am Mischpult wieder nachjustieren. Dasselbe gilt im Übrigen auch für Sängerinnen und Sänger: Ein paar Worte ins Mikrofon nuscheln, das ist kein Soundcheck. Wir sind auf realistische Pegel angewiesen, um den Klang richtig einstellen zu können.

Der Soundcheck: Musikerinnen und Tontechniker in Symbiose

Der Soundcheck startet mit dem Schlagzeug (Bild: Thomas Moor/dorfheftli.ch)
  • In der Regel beginnt der Soundcheck mit dem Schlagzeug. Das hat sich so «eingebürgert», auch wenn man trefflich über den Sinn dieser Tradition streiten könnte – aber das lassen wir beiseite. Also: Kick, Snare, HiHat, Toms, Becken – und am Schluss das ganze Set zusammen. Anschliessend folgen Bass, Gitarren und Keyboards, weitere Instrumente und Gesangsmikrofone.
  • Als Tontechnikerinnen und Tontechniker müssen wir zuerst den Eingangspegel am Mischpult einstellen («Gain»). Dafür benötigen wir (vgl. oben) realistische Pegel – und zwar einige Sekunden lang. Anschliessend korrigieren wir wenn nötig den Klang mit einem Equalizer (filtern zum Beispiel störende Frequenzen heraus). Auch dafür benötigen wir ein paar Sekunden.
    Dann gibt es weitere Klangbearbeitungsmaschinen, zum Beispiel Kompressoren (welche das Signal «zusammendrücken» und kompakter klingen lassen) und Gates (automatische «Stummschalter», welche zum Beispiel bei lang nachklingenden Toms verwendet werden). Auch für die korrekte Einstellung dieser Geräte brauchen wir ein paar Sekunden. Heisst: Kurz mal «Hallo, Test Test» ins Mikrofon brüllen, das reicht leider nicht aus. Wir bitten Euch Musikerinnen und Musiker da um etwas Geduld und sind dankbar, wenn Ihr so lange spielt, bis wir abwinken und das nächste Instrument verlangen…
  • Wenn wir dann endlich fertig sind mit der Klangregelung eines Instruments, dann wär’s natürlich praktisch, wenn die nächste Musikerin oder der nächste Musiker für ihren Soundcheck bereit sind. Immer wieder müssen wir als Techniker nach dem Schlagzeug-Soundcheck Bassisten suchen, die «noch schnell auf Toilette» oder «draussen eine rauchen» sind… (und dasselbe gilt natürlich auch für Gitarristinnen, Saxofonisten, Sängerinnen oder Triangel-Spieler). Kurz: Die Band gehört während des ganzen Soundchecks auf die Bühne!
  • Eine vollständige Präsenz auf der Bühne hat nämlich noch einen weiteren Vorteil: Je nachdem wird die Tontechnikerin oder der Tontechniker auch direkt den Monitor-Sound einstellen wollen. (Monitore heissen die Lautsprecher, welche auf der Bühne stehen und den Musikerinnen und Musikern dienen – es sind also keine Bildschirme…). Das klingt dann über das Talkback-Mikrofon (das Mikrofon beim Mischpult, mit dessen Hilfe der Tontechniker mit den Musikerinnen auf der Bühne kommuniziert) ungefähr so: «Braucht jemand Bass auf seinem Monitor?» Wer dann nicht auf der Bühne steht, kriegt auch keinen Bass.

Alle Musikerinnen und Musiker gehören auf die Bühne. Gespielt und gesungen wird nur dann, wenn die Technikerin oder der Techniker danach fragt. 
Wenn ein Mitmusiker «mehr von XY» braucht, dann spielt XY, damit der Pegel direkt kontrolliert werden kann. 
Kommunikation ist das A und O und Geduld ist die Königin. Lasst den Techniker kurz nachjustieren, wenn ein Wunsch geäussert wurde. Und sprecht bitte nacheinander.

(Regeln für einen gechillten Soundcheck von einem dankbaren Tontechniker)
  • Der Monitormix braucht unserer Erfahrung nach oft viel länger als der FOH-Mix (FOH = Front Of House – damit ist sowohl Lautsprechersystem als auch Mix für das Publikum gemeint). Natürlich ist es wichtig für die Musikerinnen und Musiker, dass sie sich selbst oder die für sie wesentlichen Band-Kollegen gut hören… einige Tipps, wie man den Sound auf der Bühne bereits als Musikerin oder Musiker optimieren kann, gibt es weiter unten. Hier soll es um die Frage gehen, wie man die Zeit optimal nutzt beim Monitor-Soundcheck. Es gilt: Wenn der Tonmann oder die Tonfrau fragt: «Will noch jemand etwas Bass?», dann heben die Menschen, welche gerne mehr Bass brauchen, die Hand. So sieht man vom Mischpult aus direkt, wer welches Bedürfnis hat.
    Ganz wichtig: Der Bassist oder die Bassistin sollte nun Bass spielen. Denn nur so hören die anderen ja, wann sie genug Bass haben. Dann kann man per Handzeichen anzeigen, dass es reicht. Und so geht’s dann von Instrument zu Instrument weiter. Kurz: Anzeigen, was man braucht. Und die «Benötigten» spielen, damit man’s hört.
  • Ja, selbstverständlich braucht es für den Monitormix noch eine zweite Runde. Wenn die einzelnen Signalquellen (Musiker sprechen von Instrumenten 😉) mal eingestellt sind, dann wird in der Regel noch ein Stück gemeinsam angespielt. So kann der Tontechniker die Instrumente klanglich noch optimaler aufeinander abstimmen (jetzt erst hört man vielleicht, dass eine Gitarre noch etwas laut ist im Frequenzbereich der Lead-Vocals – und korrigiert entsprechend bei der Klangregelung nach). Dafür braucht der «Tönler» (so nennen wir die Tonmenschen in der Schweiz) etwas Zeit. Es wäre also nett, wenn die Band nicht nur zwei Takte spielt und dann gleich nach Anpassungen im Monitorsound schreit. Auch für die Musikerinnen und Musiker selbst ist es nämlich gut, wenn sie ein paar Takte mehr spielen – um sich mal an den Sound gewöhnen zu können. Denn jeder Club und jede Bühne klingt anders. Wenn die Tonfrau zufrieden ist, winkt sie ab.
  • Jetzt wird sie fragen, wer denn noch Wünsche hat beim Monitorsound. Idealerweise sprechen nun nicht alle Musiker gleichzeitig. Oftmals sind die Monitore von links nach rechts (vom Mischpult aus gesehen – auf der Bühne also genau umgekehrt, von rechts nach links) durchnummeriert. Diese Reihenfolge könnte man auch wählen, um seine Wünsche anzugeben. Damit erleichtert man dem Tontechniker die Arbeit enorm, denn er muss nicht ständig zwischen verschiedenen Monitor-Mixes hin- und herswitchen auf dem Mischpult, sondern kann den einen Mix fertig machen und dann zum nächsten Monitor wechseln. Aber auch hier gilt: Es gibt Tonmenschen, die es anders machen. Kommunikation ist die Basis für Erfolg – wenn Musikerinnen und Techniker klare Ansagen machen und miteinander reden, dann kommt’s schnell gut.

Die Show: Wenn das Mischpult nur noch optisch erreichbar ist

Wenn die Show läuft, dann kommuniziert man per Zeichensprache mit dem Tonmann am Pult (Bild: pexels.com/Marc Schulte)
  • Natürlich kann es auch während des Konzerts Situationen geben, in denen Musikerinnen und Musiker plötzlich merken, dass ihnen etwas am Sound fehlt… nun aber ist die Kommunikation mit Frau oder Mann am Mischpult schwieriger. Natürlich: In den Pausen zwischen zwei Songs kann man (falls man eines hat) ins Mikrofon reden und den Mann am Pult so kontaktieren. Nachteil: Es hört das ganze Publikum mit. Macht aber nix, wenn man nett ist (und auch Tontechnikerinnen und Tontechniker freuen sich übrigens jeweils über Applaus…).
  • Sehr beliebt ist Zeichensprache. Damit kann man sogar während eines Songs mit dem Mischpult-Menschen kommunizieren. Die Regeln sind einfach: Zuerst macht man auf sich aufmerksam. Dann zeigt man auf die Quelle (zum Beispiel: Gitarrist links zeigt auf den Gitarristen rechts, wenn er mehr von dessen Gitarre hören möchte oder Sängerin zeigt auf den eigenen Mund, wenn sie ihre Stimme zu wenig hört). Anschliessend Daumen hoch für «lauter bitte!» oder Daumen runter für «leiser bitte!». Wenn’s passt, dann bitte nicht  Daumen hoch (genau, dann macht der Tonmann nämlich lauter), sondern zum Beispiel mit der flachen Hand ein wenig «durch die Luft wischen» und damit «genug» andeuten (es gibt Musikerinnen, die diese Geste jeweils an ihrem Hals machen… das wirkt dann etwas blutrünstiger als notwendig, aber ist auch ok 😉).
  • Falls der Tontechniker längere Zeit nicht auf die Bühne schaut (was durchaus möglich ist, weil es bei modernen Mischpulten inzwischen riesige Bildschirme hat und die Mischpulte wie oben beschrieben eine grosse Auswahl an total faszinierenden Geräten eingebaut haben), dann darf man ihn tatsächlich kurz per Mikrofon aufschrecken natürlich. Oftmals ist zudem die Sicht durch das Publikum stark eingeschränkt (die grössten Leute stehen irgendwie immer direkt vor dem Mischpult…), so dass es also nicht zwingend ein Zeichen von fehlender Wertschätzung ist, wenn die Person am Mischpult Eure Zeichen nicht sofort sieht!

Tipps für besseren Sound im Proberaum und auf der Bühne

  • Musik besteht nicht nur aus Melodien (also Noten), sondern auch aus Klang. Achtet bereits im Proberaum darauf, wie Eure Instrumente gemeinsam klingen. Macht es Sinn, dass die Gitarre einen basslastigen Sound hat, wenn der Bassist in der Regel denselben Beat spielt? (Antwort: Nein, oftmals müssen wir als Tontechniker bei Gitarren Bass-Anteile «wegschneiden») Klingt Eure Gitarre wirklich gut, wenn Ihr sie auch mit Ohrstöpsel noch klar hört? (Antwort: Nein, sie wird wahrscheinlich extrem «giftig» klingen und im Club dann den Tontechniker zur Verzweiflung bringen, weil die hohen Frequenzen bei noch gut hörenden Menschen akute Schmerzen auslösen).
  • Zum gemeinsamen Klang gehört auch ein gemeinsames Verständnis von Lautstärke. Die ketzerische Frage: Ist die Sängerin wirklich damit einverstanden, dass der Schlagzeuger immer volle Kanne spielt und der Röhrenverstärker bei Bass und Gitarre immer bis auf 12 aufgedreht ist? Die ehrliche Antwort wäre wahrscheinlich «nein», ausser die Sängerin hat gut abgedichtete Kopfhörer und ein In-Ear-Monitoringsystem. Dann wird nur das Publikum beim Clubgig leiden unter der Lautstärke, aber wenigstens nicht auch noch die Sängerin…😉
    Anders formuliert: Eine vernünftige Lautstärke hilft dem Sound. Gerade in kleinen Clubs kann der Tontechniker den Sound nur dann beeinflussen, wenn nicht die volle Dröhnung von der Bühne kommt. Sehr heikel in Sachen Lautstärke sind übrigens die Becken (Ride, Crash, China) des Schlagzeugs: Diese werden oft von den davor positionierten Gesangsmikrofonen noch verstärkt und verdecken häufig wichtige Frequenzbereiche von Stimmen und Gitarren. Oft ist es tatsächlich hilfreich, wenn Becken «gedämpft» werden. Oder wenn man beim Neukauf nicht auf die lautesten Modelle setzt…
  • Die Kniekehlen hören nix. Es macht deshalb auch keinen Sinn, einen Gitarren-Comboverstärker am Boden direkt hinter dem Gitarristen zu platzieren (das Foto zeigt also einen zwar sehr typischen, aus tontechnischer Sicht aber nicht wirklich idealen Bühnenaufbau). Das Resultat ist oft ein brachial laut eingestellter Verstärker (was den Sound für das Publikum komplett ruiniert und den Tontechniker verzweifeln lässt) und ein Gitarrist, der trotzdem noch mehr Gitarre im Monitor haben muss, weil er selbst «nix hört». Also: Gitarrenverstärker gehören a) wenn möglich auf Ohrenhöhe (oder gekippt) und b) mit etwas Abstand zum Gitarristen platziert (damit der Sound sich entfalten kann). Wenn man dem Tonmann möglichst viel «Spielraum» geben will als Musikerin, dann platziert man Verstärker seitlich auf der Bühne, damit sie nicht direkt ins Publikum brüllen (die meisten Musikerinnen und Musiker haben ja keinen Endorsement-Deal, der sie dazu zwingt, die gesponserten Gitarrenverstärker so zu platzieren, dass das Publikum die Marke deutlich erkennen kann).
  • Als Tontechniker sind wir grosse Fans von In-Ear-Monitoring. Wenn eine Band mit Kopfhörern spielt, dann hilft dies vor allem in kleineren Locations dem Sound enorm. Denn laute Monitorboxen auf kleinen Bühnen sind a) eine ständige Gefahr für Feedbacks («Pfeifen») und verfälschen b) den Sound für das Publikum, weil einige Frequenzanteile des Bühnensounds auch im Zuschauerraum hörbar sind. Der FOH-Sound wird häufig etwas «matschiger». Die inzwischen durchaus erschwinglichen IEM-Systeme können Abhilfe schaffen. Allerdings braucht’s dazu das richtige Equipment (viele Bands reisen mit eigenem Mischpult an, damit der Monitorsound für sie immer stimmt – was zusätzlich sehr viel Zeit spart beim Soundcheck) und ein bisschen technisches Verständnis.
Die von MSL Eventtechnik GmbH betreute Rockband «Me & The Operators» setzt auf In-Ear-Monitoring und kann damit auf Lautsprecher auf der Bühne komplett verzichten (Bild: Thomas Moor/dorfheftli.ch)

Die Tontechniker von MSL Eventtechnik GmbH betreuen unzählige Bands und Künstler auf ihren Tourneen, dazu arbeiten einige auch in diversen Konzertlokalen. Viele sind oder waren selbst als Musiker aktiv und kennen deshalb beide Seiten.

MSL hat diverse Bands mit kompletten Technik-Lösungen ausgestattet, welche einen professionellen Sound im Proberaum und auf der Bühne garantieren. Gerne beraten wir auch Euch!

Selbstverständlich ist MSL Eventtechnik Partner von allen wichtigen Marken im professionellen Tontechnik-Bereich und kann deshalb auch (fast) alle Geräte zum Verkauf anbieten.

Wir wünschen Euch viel Spass mit Eurer Musik und an Euren Konzerten!

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